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Ausflug ins Trentino

Heimatverein und Friedberger Alpenverein besuchten den berühmten Bergsteigerchor SOSAT

01.12.2015

Ausflug ins Trentino

Trients Bürgermeister Alessandro Andreatta bekam von den Friedbergern u.a. einen Friedberg-Stich und eine große Flasche mit Bayerischem Bier

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Als die Sänger des Trientiner Bergsteigerchors SOSAT im Dezember vergangenen Jahres nach Adventskonzert in der Stadtpfarrkirche und abschließender Sonntagsmesse in Herrgottsruh noch bei einem Umtrunk mit den Friedberger Gastgebern plauderten, kam Regine Nägele, Mitglied des Alpenvereins und Vorsitzende des Friedberger Heimatvereins, spontan der Gedanke, ob man nicht einmal eine gemeinsame Fahrt des Alpenvereins zusammen mit dem Heimatverein zum SOSAT-Chor nach Trient unternehmen könne. So wurde noch vor der Abfahrt der Gäste mit ehemaligem Vereinsvorstand Paul Pöller, jetzigem Vorstand Hans Schlögel und Bruno Filippi, der „Grauen Eminenz“ des SOSAT-Chores, diese Idee aufgegriffen, und auch der Bürgermeister von Trient äußerte, er würde sich über einen Gegenbesuch der Friedberger in Trient sehr freuen.

Die Idee war, nicht nur die traditionell freundschaftlichen Beziehungen des Friedberger Alpenvereins zum Trientiner SOSAT zu pflegen, sondern durch die Beteiligung des Heimatvereins einen größeren Kreis Friedberger Bürger in die Kontakte zu SOSAT einzubeziehen.
Neun Monate später startete ein mit 49 Personen aus Heimatvereins- und Alpenvereinsmitgliedern voll besetzter Bus ins Trentino. Auf der Hinfahrt machte man Halt in Innsbruck und besichtigte die Hofkirche sowie die Glockengießerei “Grassmeier“, die sich seit über 400 Jahren im Familienbesitz befindet. Der Seniorchef des Hauses höchstpersönlich führte die Friedberger durch die Gießerei und gewährte einen Einblick in die jahrhundertealte Kunst des Glockengießens. Aufträge vor allem für Kirchenglocken kommen aus der ganzen Welt.

Endlich in Trient angekommen, logierte sich die Reisegruppe im Hotel Everest ein, in dem schon vor Jahrzehnten Friedberger Alpenvereinsmitglieder mit Bürgermeister bei ihren Besuchen in Trient übernachtet hatten.
Ein erster Höhepunkt erwartete die Friedberger bereits am Ankunftsabend in Trient. In dem noblen mit herrlichen Fresken ausgestatteten „Probenraum“, der sich in einem Palazzo befindet, durften sie eine Probe des Bergsteigerchores SOSAT erleben. In Wirklichkeit handelte es sich um ein einstündiges Konzert eigens für die Friedberger. Mit dem weltbekannten Bergsteigerlied „La Montanara“ beschloss der SOSAT-Chor sein Konzert und beim anschließenden gemütlichen Beisammensein wurde den Gästen Wein und Bier gereicht. Die Friedberger übergaben ihre Gastgeschenke, darunter auch einige Fässer bayerisches Bier.

Am Tag darauf führte der ehemalige Kellermeister und zugleich SOSAT-Chor-Mitglied durch die Wein- und Sektkellerei Ferrari. Nach einem feinen Umtrunk ging es mit dem Bus zum Palazzo Roccabruna. Dieser freskenreiche Palazzo dient der Verkostung von Trientiner Spezialitäten, die auch die Friedberger genießen durften.

Der SOSAT hatte danach für eine Führung im „Buonconsiglio“ gesorgt. Dieses riesige Schlossgebäude, in Etappen in mehreren Jahrhunderten erbaut, stellte einst das Machtzentrum der Fürstbischöfe dar. Die geistlichen Fürstbistümer Trient und Brixen waren durch die deutschen Kaiser im 12. und 13. Jahrhundert an Eisack und Etsch errichtet worden. Die deutschen Kaiser wollten im Süden des Deutschen Reiches im Grenzgebiet zum notorisch unruhigen Italien mit den beiden Fürstentümern Sicherheit mit loyalen Verwaltern schaffen. Es waren unabhängige Territorien unter direkter Reichshoheit bis zur Säkularisation im Jahr 1803. Kaum bekannt ist, dass in der unruhigen napoleonischen Zeit neben Tirol auch das Trentino zu Bayern kam. Trient wurde die bayerische Hauptstadt des „Etschkreises“ von 1806 bis 1810. Danach fiel Trient an das Königreich Italien, wurde später Teil des Kaisertums Österreich, um dann wieder italienisch zu werden.

Den abschließenden Glanzpunkt dieses Tages bildete der Empfang durch den Bürgermeister von Trient, Alessandro Andreatta, im Rathaus. Nach verschiedenen Ansprachen überbrachten der zweite Bürgermeister von Friedberg, Richard Scharold, als Vertreter unserer Stadt sowie die Vorsitzenden der beiden Vereine ihre mitgebrachten Geschenke.

Der dritte Tag der Reise führte in das östlich von Trient gelegene Fersental. Es handelt sich um eine der noch wenigen deutschen Sprachinseln Norditaliens.
Bereits im 12. und 13. Jahrhundert ließen die zum Teil deutschen Bischöfe von Trient und deren Vögte von Pergine, einem Marktflecken am Eingang des Fersentales gelegen, Bergleute, Holzarbeiter und Bauern aus dem deutschsprachigen Raum kommen. Der Dialekt im Fersental hat bayerische Wurzeln, Ortsnamen und geographische Bezeichnungen werden im Dialekt geschrieben. Die Vorfahren der heutigen Bewohner kamen wegen des Erzbergbaus vorwiegend aus Bayern, aber auch aus Tirol und Salzburg. Die Bewohner und ihre Sprache genießen zusammen mit den Ladinern des Fassatals besondere Förderung, da sie der Region Trentino die Rechtfertigung geben, im italienischen Staat Autonomierechte wie Südtirol beanspruchen zu können.

Am Ende des Fersentales in der weitläufigen Ortschaft Palai teilte sich die Gruppe. Die Bergbegeisterten begaben sich mit einigen Mitgliedern des italienischen Alpenvereins SOSAT ins Gebirge auf den „Sentiero della pace“ (Friedensweg). Hier finden sich auf dem alpinen Gebirgspfad noch Zeugnisse aus dem Ersten Weltkrieg der einst heiß umkämpften Dolomitenfront. Für die übrige Gruppe begann im Kulturinstitut Palai ein Eintauchen in die Geschichte des Fersentales. In der Nähe des Kulturinstituts liegt der “Filzerhof“, den die „Talgruppe“ danach besichtigte. Dieses jahrhundertealte Bauernhaus mit seinen Stallungen ist heute Museum. Küche, Wohnraum, Schlafkammer sind noch so eingerichtet wie vor alter Zeit. An Hand der vielen Originalgegenstände lassen sich das bäuerliche Leben und die Holzwirtschaft in dieser Höhenlage gut erklären.

Zurück ging es zum Eingang des Fersentales nach Pergine. Hoch über dem Ort thront auf dem Berg das altertümliche ehemals bischöfliche und heute sich in privaten Händen befindende Schloss. Die Friedberger erwartete im vornehmen, fein gedeckten Renaissance-Saal des Schlosses ein eigens für sie zubereitetes Menü. Nach der Besichtigung mit Führung durch das Schloss ging es am späten Nachmittag mit dem Bus zurück nach Palai, um die Bergsteigler in Empfang zu nehmen.

Die Besichtigung des malerischen längs dem Eisackfluß gestreckten Städtchens Klausen bildete den letzten Programmpunkt am Tag der Heimreise. Die meisten Reiseteilnehmer wanderten noch von Klausen aus auf den steil über dem Eisack aufragenden Bergkegel zum Benediktinerkloster Säben hinauf. Heute leben dort nur noch eine Handvoll überwiegend älterer Benediktinerinnen. Der Äbtissin hatte man zu ihrer großen Freude einige Aufmerksamkeiten mitgebracht. Gerne wird man sich an die wunderschönen Tage im Trentino, die auch vom SOSAT mitgestaltet worden waren, erinnern und hoffen, dass die schönen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Friedberg und dem SOSAT weiter lebendig bleiben.

Regine Nägele, © myheimat.de

Verlinkt zur Veranstaltung: Heimatkundlicher Stammtisch (27.11.2015, 19:00 Uhr)

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