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Zwischen Düsternis und Hoffnung
Geschichte: Der Neujahrsgruß 1919 von Fritz Schwimbeck wurde auf unheilvolle Weise wahr
07.01.2019
Die Neujahrsradierung von Fritz Schwimbeck aus dem Jahr 1919 schwankt zwischen Hoffnung und Düsternis. Foto: Christine Sommer.
Friedberg Düster wirkt dieser Neujahrsgruß für das Jahr 1919 des Künstlers Fritz Schwimbeck (1889 bis 1977). Die Lage nach dem Ersten Weltkrieg war tatsächlich düster. Obwohl der Krieg endlich im Herbst des Jahres 1918 zu Ende war, konnte von geordneten und friedlichen Zeiten keine Rede sein. Das deutsche Kaiserreich war zusammengebrochen, ebenso die Herrschaft der Wittelsbacher in Bayern, ja ganz Europa hatte sich verändert. Die Probleme waren gewaltig: Armut, Hunger, unsichere Zeiten. Zu den schwersten Folgen des Krieges zählten die vielen Toten und Versehrten und die Trauer um die Gefallenen. Die Sehnsucht nach einer starken Hand, die den Menschen Hoffnung und Licht in ihr dunkles Dasein bringt, die die Kugel aufhält auf ihrer abschüssigen Bahn, ist in künstlerischer Weise dargestellt.
Unter dem Bild steht „Fritz Schwimbeck“. Links und rechts davon hat er jeweils ein Hakenkreuz, das in Asien als Glückssymbol gilt, gezeichnet. Schwimbeck konnte nicht ahnen, dass dieses gespenstisch schauervolle Bild, entgegen seinen gut gemeinten Wünschen, in anderer Weise Wirklichkeit werden sollte. Eine Hand, die blendete, trieb die Welt ein zweites Mal auf die abschüssige Bahn hinein in den Krieg, den Zweiten Weltkrieg.
Schwimbeck hatte sich auch international einen Ruf als Kunstmaler, Radierer, Plastiker, Kunsthistoriker und Ägyptologe gemacht. Seine Jugend verbrachte er in Friedberg. Er wohnte mit seinem verwitweten Vater Josef, der hier als königlich bayerischer Amtsrichter fungierte, im Schloss. 1977 kehrte er in seine Heimatstadt Friedberg zurück und verstarb hier kurz darauf im 88. Lebensjahr. Begraben ist er auf dem Waldfriedhof in München.
Regine Nägele, © Friedberger Allgemeine