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Ein paar Gedanken über die Fahrt ins Sudetendeutsche Museum

11.06.2023

Der Besuch von wichtigen Museen in näherem und weiteren Umkreis gehört zum unverzichtbaren Jahresprogramm des Heimatvereins Friedberg. Dieses Mal stand der Besuch des Sudetendeutschen Museums auf dem Plan. Das Museum in München, gegenüber dem Kulturzentrum Gasteig,ist das zentrale Museum der deutschsprachigen Bevölkerung in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien.Über Jahrhunderte prägte das Zusammenleben von Tschechen, Deutschen und Juden die Kultur in der tschechischen Region.

In den Jahren 1945-1947 wurden die Sudetendeutschen aus ihren angestammten Regionen vertrieben; über eine Million Menschen kamen nach Bayern. Im Jahr 1954 wurde die Volksgruppe offiziell duch den Freistaat anerkannt und zum "Vierten Stamm Bayerns" nach den Altbaiern, Franken und Schwaben ernannt. Seit Kriegsende wurden an vielen Orten Bayerns Heimatstuben errichtet um gerettete Gegenstände für die Zukunft zu bewahren. Es blieb die Sehnsucht nach einem Ort Nach langen Bemühungen, auch zwischen Bund und Freistaat über die Finanzierung, kam es dann im Jahr 2015 bei einer Sitzung im Prinz-Carl Palais der Staatskanzlei zu einer klaren Zusage des damaligen Ministerpräsudenten Horst Seehofer das große Museumsprojekt zu verwirklichen. Dies berichtete Walter Föllmer, der damals mit Landrat Christian Knauer, dem Landeschef des Bundes der Vertriebenen, an der Sitzung teilnahm. Bis zur Eröffnung im Jahr 2020 waren noch viele Hindernisse zu bewältigen und dann kam die Pandemie.
Heute steht hoch über Isar und Auer Mühlbach ein beeindruckender Bau mit 5 Etagen, modernster Museumstechnik und beeindruckenden Exponaten. Nach der Führung wurde das benachbarte HDO, das "Haus des Deutschen Ostens", eine Institution des Sozialministeriums besucht. Der Hausherr und Direktor des HDO; Prof. Dr. Andreas Otto Weber erläuterte die Aufgaben und Funktionen des Hauses als zentrales Kultur- und Bildungszentrum für Anliegen der Flüchtlinge und Vertriebenen und Spätaussiedler. "Jeden Tag finden hier Veranstaltungen statt, von historischen Vorträgen bis zum Klöppelkurs" so Prof. Weber. Im Haus, einem ehemaligen Kloster aus der Barockzeit befindet sich auch die größte öffentliche Spezialbibliothek zur Geschichte und Gegenwart der deutschen Siedlungsgebiete im Osten.
Einen Einblick in die aktuelle Situation der Vertriebenenorganisationen in Bayern gab schließlich Frau Stefanie Sander-Sawatzki,die aktuelle Landesgeschäftsführerin des Bundes der Vertriebenen in Bayern, eine Position, die Walter Föllmer als Vor-Vorgänger einige Jahre bekleidet hatte. Frau Sander-Sawatzki berichtete, daß die Zahl der Mitglieder der 15 Landsmannschaften natürlich aus Altersgründen rückläufig sei: "Aus der Erlebnisgeneration ist nun die Bekenntnisgeneration geworden". Besonders die Enkelgeneration zeige inzwischen großes Interesse an der Herkunft der Familie, der Kultur und der Literatur, ebenso wie am Brauchtum und den Trachten. Die Landsmannschaften verstehen sich heute in erster Linie als "Brückenbauer" zu den heutigen Einwohnern der ehemaligen Siedlungsgebiete.

Walter Föllmer, © Bayerische Archäologie

Verlinkt zur Veranstaltung: Besuch des Sudentendeutschen Museums in München (10.05.2023, 08:30 Uhr)

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